Überblick | Kernstück
des Projektes Stuttgart 21 ist die Umwandlung des bestehenden 16gleisigen
Kopfbahnhofs in Stuttgart in einen 8gleisigen tiefergelegten Durchgangsbahnhof
für den Fern- und Regionalverkehr, der gegenüber der heutigen
Lage des Hauptbahnhofs um ca. 90 Grad gedreht wird. Der neue Hauptbahnhof
wird durch unterirdische Zulaufstrecken angebunden, die bisherigen Abstell-
und Wartungsanlagen am Rand des Rosensteinparks werden in den Bereich
des heutigen Güterbahnhofs Untertürkheim verlegt.
Neben den daraus resultierenden verkehrlich-betrieblichen Verbesserungen bietet diese grundlegenden Veränderung der Bahnanlagen im Stuttgarter Talkessel die Chance, insgesamt rund 100 Hektar bisherigen Bahngeländes städtebaulich zu nutzen. Beide Effekte zusammen genommen, der Umbau der Gleisanlagen und die städtebaulichen Möglichkeiten werden als Synergiekonzept Stuttgart 21 bezeichnet.
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Bedeutung | Das
Projekt Stuttgart 21 erschöpft sich nicht in der Tieferlegung
des Stuttgarter Hauptbahnhofs. Es handelt sich um einen Entwicklungsprozeß,
der durch seine Synergieeffekte viele Vorteile bringen wird.
Das Projekt sowie die verkehrspolitische Aufwertung der Region werden in Kombination mit einem erstklassigen Standort direkt am Hauptbahnhof wichtige Faktoren für die Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen. Diese Faktoren werden sich weit in die Region auswirken und bei einer aktiven, gemeinsamen Wirtschaftsförderungspolitik den gesamten Standort im Wettbewerb stärken. Mit der angestrebten Verbesserung des Schienenfernverkehrs ist eine deutlich bessere Erreichbarkeit des Oberzentrums Stuttgart verbunden, was diesen Standort erheblich aufwertet. Da aber gleichzeitig die regionalen Verkehrsanbindungen eine neue Dimension erreichen, profitiert die Region sowohl von der Verbesserung der internen Schienenverbindungen als auch von der verbesserten Anbindung Stuttgarts an das Fernbahnnetz. Gleichzeitig ist mit der Aufwertung des Schienenverkehrs eine ökologisch wirksame Reduzierung der erforderlichen PKW-Fahrten verbunden. Für die Landeshauptstadt Stuttgart liegen die zusätzlichen Chancen in einer städtebaulichen Entwicklung, die im weitgehenden Einklang von wirtschaftlichen und ökologischen Faktoren möglich wird und den Siedlungsdruck auf das nähere Umland reduziert. In diesem Zusammenhang - und das ist neu - leistet das Projekt Stuttgart 21 einen spürbaren Beitrag zur Finanzierung des Vorhabens aus sich selbst heraus: Durch das Projekt werden Bahnflächen für eine hochwertige Nutzung und Verwertung frei. Schließlich kann die Deutsche Bahn AG ihr Gesamtverkehrskonzept in der Region Stuttgart optimieren und einen großen Teil des Vorhabens über ein erhöhtes Fahrgastaufkommen mitfinanzieren.
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Verkehr | Das
Angebot im Schienenfernverkehr wird im Rahmen von Stuttgart 21
um ca. 50 Prozent erhöht werden. So werden zum Zeitpunkt der Eröffnung
vier ICE/ECE-Linien im 60 bzw. 120-Minuten-Takt durch Stuttgart führen.
Dies bedeutet, daß alle 20 Minuten ein ICE/ECE den neuen Hauptbahnhof
in beide Richtungen verläßt. Die Fahrzeitverkürzung zwischen
Mannheim und Ulm wird im Direktverkehr nach Inbetriebnahme der Neubaustrecke
Stuttgart-Ulm ca. 30 Minuten betragen. Jede Stunde wird ein ICE über
den Filderbahnhof Flughafen geführt, was zum Beispiel zwischen Ulm
und dem Flughafen zu einer Fahrzeitverkürzung von über einer
Stunde führt. Ergänzt wird das Fernbahnnetz durch fünf Interregio-Linien im 120-Minuten-Takt, wobei in Kombination mit dem Einsatz von Neigetechnik-Zügen ebenfalls Fahrzeitverkürzungen bis zu 45 Minuten auf den betrachteten Strecken erreicht werden. Im Zusammenspiel von ICE/ECE und Interregio sowie der geplanten Kapazitätserhöhung um 50 Prozent gegenüber dem heutigen Fahrplan wird der Knoten Stuttgart den Anforderungen des Fernverkehrs bis weit in die Zukunft voll gewachsen sein. Auch im Regional- und Nahverkehr wird es eine Vielzahl von Verbesserungen geben. Eine Kapazitätssteigerung von 80 Prozent in Verbindung mit der Schaffung von Durchmesserlinien im Regionalexpress- und Stadtexpressnetz erhöht die Leistungsfähigkeit im Regionalverkehr erheblich. Dazu kommt die verbesserte Anbindung und Erschließung des Filderraumes bzw. der südlich von Stuttgart gelegenen Region. Im Nahverkehr wird die S-Bahn durch die neue Station und die Übereckverbindung an der Mittnachtstraße attraktiver und leistungsfähiger. Der Reisezeitgewinn zwischen Bad Cannstatt und Feuerbach wird dabei fünf Minuten betragen.
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Ökologie | Stuttgart
21 wird sowohl die
Stadt als auch die Region in großem Umfang von weiterem PKW-Verkehr
entlasten. So wurde berechnet, daß durch die Angebotsverbesserung
von Stuttgart 21 insgesamt pro Jahr ca. 5 Millionen Fahrten von
der Straße auf die Schiene verlagert werden. Bei der Erschließung
des neuen Stadtteils im Bereich des Abstellbahnhofes wird durch ein attraktives
Nahverkehrsangebot das PKW-Aufkommen weitgehend minimiert. Im Rahmen des Vorprojekts von Stuttgart 21 wurde ein ökologisches Grundkonzept erarbeitet, das sich mit den wesentlichen Vorgaben im Rahmen der Projektdurchführung befaßt. Diese mit der Landeshauptstadt Stuttgart abgestimmten Grundsatzaussagen sollen Leitlinie für die städtebauliche Entwicklung des Gesamtareals werden. Die Schwerpunkte dieses Grundkonzeptes können wie folgt definiert werden: Berücksichtigung der klimatischen Grundstruktur des Planungsgebiets, Minimierung des Energie- und Ressourcenbedarfs für die Gebäudeerstellung und -nutzung, Reduzierung von Menge und Konzentration der Luft- und Wasserverunreinigung, von Abfällen, Abwärme und Abwässern, Verwendung umweltgerechter Baustoffe bei der Erstellung von Bauwerken aller Art.
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Städtebau | Das
Projekt Stuttgart 21 bietet der Landeshauptstadt Stuttgart die
Möglichkeit, in direktem Anschluß an die bestehende City eine
Stadterweiterung auf einer zusammenhängenden Bruttofläche von
ca. 100 Hektar vorzunehmen. Nur bei der Lösung Stuttgart 21 entsteht diese zusammenhängende Fläche, die auf der einen Seite an gewachsene Strukturen bzw. Erschließungsstraßen, auf der anderen an die Grünflächen von Schloßgarten und Rosensteinpark anschließt. Es besteht die Möglichkeit, das Stadtzentrum trotz der beengten Kessellage zu erweitern und damit den Siedlungsdruck und den Flächenverbrauch am Rande der Stadt zu reduzieren. In der Fortschreibung des Regionalplans wird für den Wohnungsbedarf in der Region Stuttgart im Zeitraum von 1995 bis 2010 von einer jährlichen Bauleistung zwischen 11.000 und 16.000 Wohnungen ausgegangen. Daraus kann gefolgert werden, daß die bis zu 7.000 Wohneinheiten, die auf dem freiwerdenden Bahngelände auf 2010 gebaut werden können, vom Markt problemlos aufgenommen werden können. Ähnlich wird es sich mit den übrigen Flächen verhalten, auf denen hochwertige Dienstleistungsbereiche neu angesiedelt werden können. Im Rahmen dieser Neugestaltung besteht grundsätzlich die Möglichkeit, den ursprünglichen Geländeverlauf wieder herzustellen, der durch den Bau des bestehenden Kopfbahnhofs massiv verändert worden war. Damit verbunden sind eine Reihe von ökologischen Optionen bis hin zur Wiederherstellung durchgängiger Grünzüge im Stadtgebiet.
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